Das polnische Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg in den ersten fünf Jahren um etwa
ein Drittel und überstieg damit das jährliche Wachstum von 5 Prozent. Nach zehn Jahren
betrug der Zuwachs des BIP 46 Prozent, zweimal so viel wie der Tschechiens und dreimal
so viel wie in Ungarn. Das Durchschnittseinkommen eines statistischen Polen betrug 2003
ca. 50 Prozent der EU-
Der Export nahm gewaltig zu, obschon auch Polen unter den Krisenjahren 2008–2010
etwas gelitten hatte. Zur Zeit ist Polen auf dem achten Platz unter den EU-
Jährlich arbeiten über eine Million Polen legal im Ausland – die meisten in Großbritannien, Deutschland, Irland und Frankreich. Die polnischen Arbeiter im Westen bilden nach wie vor ein ständiges Bild des dortigen Arbeitsmarktes, obschon kein bedeutender Sturm auf die deutsche Arbeitsplätze zustande kam, wovor westlich der Oder und Neiße lange Ängste präsent waren.
Die Arbeitslosigkeit stieg allerdings in den letzten Jahre bis zu 13 Prozent. Auf diese Situation nimmt die ungünstige Wirtschaftssituation in der EU selbst sowie die Existenz der sogen. grauen Zone in Polen immer noch einen großen Einfluß. Man muß jedoch betonen, daß sich sogar in den schlechtesten Jahren der europäischen Wirtschaft der polnische Teil durch eine stete Zuwachstendenz auszeichnete.
Gestiegen sind die Erträge polnischer Dörfer. Die landwirtschaftliche Produktion,
die nach Meinung rechter Euroskeptiker nach dem Beitritt hätte geradezu zum Erliegen
kommen müssen, steigerte sich um fast 50 Prozent, was weniger mit dem Anstieg der
Marktaufnahmekapazität zu tun hatte als mit dem Verlangen der Europäer nach polnischen
Lebensmitteln. Allein die sogenannten EU-
Langsam ändert sich die Struktur der Landwirtschaft. Der Anteil größerer, für den Markt produzierender Betriebe steigt. Der Maschinenpark der polnischen Landwirtschaft wird modernisiert, neue Häuser werden gebaut. Das ist eine sehr gute Entwicklung, auch wenn wir die großen Gewinne des polnischen Lebensmittelexports berücksichtigen. Aber wir müssen gleichzeitig anmerken, daß die Bedeutung der Landwirtschaft für das BIP ständig abnimmt (heute ca. 4 Prozent), obschon auf dem Lande immer noch eine große Gruppe von Polen wohnt (ca. 40 Prozent). Zwar nahm die Zahl der neuen Häuser, gar Siedlungen in den Dörfern zu, aber ihre Besitzer arbeiten in der Stadt.
Die Bedeutung der EU-
Generell gesehen hat aber Polen diesen späten Marshallplan sehr gut genutzt. So etwas
ist nämlich der Entwicklungsimpuls, verbunden mit internationaler Sicherheit, relativer
Ruhe im Inland und Optimismus der Bürger, den Polen bisher eigentlich nie erlebt
hat. Dabei geht es hier nicht nur um die Nivellierung der unterschiedlichen Lebensstandards
in Polen und den reicheren EU-
Vorerst werden die Ergebnisse dieser Bemühungen nicht zufriedenstellend sein. Einige
Kommentatoren sprechen sogar von der Zunahme dieser Unterschiede. Der Osten Polens entwickelt
sich langsamer, er ist für Investoren nicht attraktiv genug. Aus diesem Teil stammen
sehr viele Emigranten. Die Existenz von Unterschieden und gesellschaftlichen Teilungen
wird öfters hochgespielt, hauptsächlich wegen eigener übertriebener Interessen. Die
Zahl der Polen, die in Armut leben, nimmt ständig ab. Gemessen an Entwicklungsstand
und Lebensqualität unter 28 EU-
Verglichen mit dem Leben am Ende des Kommunismus muß man aber sagen, daß Polen im wirtschaftspolitischen Wandel, mit den Anpassungsbemühungen vor dem Beitritt, in den vergangenen zehn Jahren schließlich gigantische Fortschritte gemacht hat. Die Polen sind reicher geworden. Das bezeugen unterschiedliche Statistiken, obwohl die Polen in der Öffentlichkeit öfters nicht bereit sind, das zuzugeben.
Über 80 Prozent sieht sich als glücklich, was mittelbar ein Indiz für das Gefühl des Lebenserfolgs ist. Zu den größten negativen Erscheinungen der letzten Jahre zählt – nach Meinung eines Durchschnittspolens, aber auch der Politiker – immer noch die hohe Arbeitslosigkeit, vor allem unter den Jugendlichen. Es werden auch die negativen Seiten der Emigration gesehen, in deren Folge das Problem der sogen. Dränage der Fachkräfte, geteilten Familien und der Zunahme der demographischen Depression krasser zum Vorschein kommen.
Wenn man die meist vereinfachte Dimension von Polens Anwesenheit in der EU sieht
– die finanziellen Vorteile –, kann man ohne Zweifel von großem Erfolg sprechen.
Wenn wir dem noch andere Faktoren hinzufügen, seien sie unmittelbar oder mittelbar
mit der Beteiligung Polens an der europäischen Integration und allgemein der internationalen
Politik verbunden, können wir von geradezu historischem Erfolg sprechen, der die
für Polen seit Jahrhunderten ungünstigen geopolitischen Verhältnisse überwindet.
Zu denken ist da vor allem an die Sicherheit des Landes, die aus der Mitgliedschaft
in NATO und EU resultiert, enge Beziehungen zu allen Nachbarn, besonders zu Deutschland,
die Möglichkeit für vielseitige und differenzierte Unternehmen, bis hin zu neuen
außenpolitischen Verfahren. Es sei jedoch keine Kunst – wie ein Journalist es ausdrückte
–, „Hilfskassenpatient“ der Union zu sein. Es gehe darum, „Partner einer kulturellen
Gemeinschaft“ zu werden und, laut der Rhetorik der polnischen politischen Klassen,
auf nationaler und EU-
Folglich wissen die Polen, was die Union ihnen gibt und was sie von der Union bekommen,
im materiellen Sinn. Doch was geben die Polen der europäischen Familie? Dies ist
eine Frage, die nicht nur das oft beschriebene polnische Ehrgefühl berücksichtigt,
sondern eben auch Größe und Bevölkerung Polens, die es zwangsläufig unter den größten
EU-