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Brauchen „DIE“  keine Jobs?


Peter Stahn


/10.12.2013/ Das wirtschaftliche Klima in Polen hat sich seit Mitte 2013 wieder merklich aufgehellt, die Immobilienpreise für Wohnungen steigen wieder moderat und allgemein ist eine spürbare Belebung des Konsumverhaltens  zu sehen :  recht volle Malls,  Kassenschlangen!

Allerdings hinkt der Arbeitsmarkt doch noch ein wenig hinterher. Der aktuellste Stand aus Mai 2013 bescheinigt Niederschlesien ein Quote von 13,6 %  und da wir generell derzeit eher eine Seitwärtsbewegung haben, wird es sich bis Ende 2013 nur marginal ändern und auch der Ausblick auf 2014  läßt nicht einen sprunghaften Rückgang erwarten. Die Einführung des Mindestgehaltes von 1600,- PLN  Brutto , dessen  langfristige Auswirkung noch nicht abgeschätzt werden kann, hat vermutlich auch zum Einfrieren des Durchschnittslohnes beigetragen. Fachleute sprechen hier schon von einer Auswirkung auf die Jugend und erwarten für 2014 für diese Altersgruppe sogar bis zu 26%  Arbeitslosigkeit.

Vor diesem Hintergrund, der in seinen Details sicher nicht,  aber im Großen und Ganzen Herrn und Frau Kowalski geläufig sein sollte, wäre es zu vermuten, dass die Altersgruppe in den 20ern richtig eifrig dabei ist ,   einen Job zu bekommen.

So recht theoretisch ist das auch der Fall, aber praktisch . . .. . . .??

Ein Personalberater schilderte zwei persönliche Erfahrungen in diesem Jahr.  Sie geben mir zu denken. Beides waren Recruitmentaufträge für Firmen in Breslau.  Im ersten Fall wurde ein Datenbankadministrator gesucht, im zweiten ging es um eine Postion  im Medienbereich.

Auf die Stelle des Datebankspezialisten bewarben sich 108 Personen.  Wie sich später herausstellte hatte offensichtlich keiner die Beschreibung zu Ende gelesen.  Denn keiner der 108  Bewerber hatte auch nur rudimentäre  Datenbankkenntnisse.  Alle haben sich auf den klangvollen Namen der Firma beworben, keiner so richtig auf die Stelle.  Da also aus den Bewerbungen an sich nichts wirklich Fachspezifisches zu erlesen war, wurden die 10 Meistversprechensten herausgefiltert und kontaktet. Man wollte schließlich nicht 108 Bewerbungen einfach so zu den Akten legen.  

Also wurden die 10 Kandidat(innen) angerufen. Alle meldeten sich am Telefon mit einem absolut gelangweilten bis übermüdet klingenden  „jaaaaaaaa“ ????  Auf die Vorstellung des Interviewers  „guten Tag, meine Name ist . . , von der Firma . . ich rufe aufgrund Ihrer Bewerbung von . . .,  an“   kam ein langezogenes  „weeeeer“  ?????  Oder :  „woher habe Sie meine Nummer“?  Nach erneuter Vorstellung kam ein schleppendes Gespräch in Gang in dessen Verlauf auch die Datenbankerfahrungen abgefragt wurden. 9 Kandidaten reagierten völlig entgeistert, welche Ansinnen denn man an sie stellen würde. Mit einem konnte schließlich ein Termin vereinbart werden.  Der junge Mann erschien pünktlich, das Gespräch nahm einen guten Verlauf, beide Interviewer hatten ein positives Gefühl. Allein, vom darauffolgenden Tag an war der Herr nicht mehr erreichbar und wurde auch nie wieder gesehen.

Das „soziale Verhalten“ am Telefon war absolut inakzeptabel. Die Kandidaten machten alle den Eindruck, als ob man sie nach einer durchzechten Nacht aus dem Tiefschlaf geklingelt hatte (Telefonate waren zwischen 10h und 13h) und selbst nach der Erkenntnis,  dass da ja jetzt der zukünftige Arbeitgeber am anderen Ende der Leitung ist,  ging kein Ruck durch den schlaffen Körper,  die Intonation blieb die gleiche.

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Der zweite Fall, mit etwas höheren Ansprüchen an die Persönlichkeit, erbrachte 20 Bewerbungen. Bei dreien fehlten rudimentäre Eckdaten. Also wurden die Herrschaften per email gebeten, doch einen ergänzten CV nachzureichen. Alle 3 antworteten nicht.  Von den übrigen 17 erschienen 10 als ganz gut geeignet. Auch hier wurde ein Telefoninterview vorgeschaltet.  Da gute Deutsch- oder Englischkenntnisse erwartet wurden (Einarbeitung im Deutschen Mutterhaus) , wurde die zweite Hälfte des Interviews in einer dieser Sprachen geführt.  Obwohl in allen CVs mindestens eine der Sprachen als „fortgeschritten/fließend“ deklariert wurde, konnten 7 der 10 Kandidaten nicht mal simpelste Fragen verstehen, geschweige denn selber auch nur einfachste Sätze formulieren.

Es blieben 3 Personen übrig, die zum Gespräch eingeladen wurden.  2 erschienen ohne jegliche Nachricht garnicht ,  die Dritte mit einer halben Stunde Verspätung.

Jetzt kann man natürlich sagen:  zwei Fälle sind nicht repräsentativ.  Das stimmt. Aber auf der anderen Seite ist es schwer, diese beiden Situationen als Ausnahmen zu deklarieren. Denn dieses nahezu gleichartige Verhalten der Kandidaten in der Bewerbungsphase wirft bei mir sehr viele Fragen auf:

Werden Stellenausschreibungen garnicht mehr richtig gelesen?  Wird im digitalen Zeitalter einfach nur „rausgehauen“  ?  D.h.  Man geht mit der Gießkanne übers Land und guckt dann mal, welches Pflänzchen (Arbeitgeber)  als erstes den Kopf herausstreckt?

Sind nicht mal rudimentäre Umgangsformen am Telefon noch up to date?

Wird in CVs  gelogen,  dass sich die Balken biegen?   Wer so dramatisch bei der Sprache schwindelt,  wie wahr sind dann die anderen Angaben?

Diese Fragenliste könnte man noch weiter fortsetzen.

Bei der offensichtlich höheren Arbeitslosigkeit von jungen Leuten, mit steigender Tendenz, sollte man doch annehmen, dass man sehr an der Aufnahme einer Tätigkeit interessiert ist.

Oder müssen Arbeitgeber und Personaler lernen, damit umzugehen?  Es bleibt daher sehr spannend die Situation in 2014 weiter zu beobachten und wie sich der Markt entwickelt.






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