Estland fordert Stationierung deutscher Truppen im Baltikum
/15.04.2015/ Estland sorgt sich zunehmend wegen der Ukrainekrise. Die
Bundesverteidigungsministerin
verspricht Solidarität. Doch der
Forderung nach deutschen Truppen im Baltikum weicht
sie aus -
verweist auf die Reaktionsfähigkeit der Nato.
Tallinn (dpa) -
dauerhafte Stationierung
europäischer Streitkräfte unter deutscher
Führung im Baltikum gefordert. Ministerpräsident
Taavi Rõivas
erklärte am Dienstag nach einem Gespräch mit der deutschen
Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen in Tallinn: «Estland ist
der Ansicht, dass es eine dauerhaftere
Präsenz der europäischen
Alliierten in Estland und der baltischen Region geben könnte unter
Deutschlands Führung.»
Angesichts der veränderten Sicherheitslage
könnten die europäischen Truppen zusätzlich
zu den US-
Baltikum stationiert werden.
Von der Leyen äußert sich zunächst
nicht öffentlich zu der Forderung,
sicherte Estland aber die Solidarität Deutschlands
zu: «Ich möchte
Ihnen vor allem versichern, dass wir die Sorgen und die
Bedrohungswahrnehmung
Estlands sehr ernst nehmen», sagte sie. «Ihre
Sorgen sind auch unsere Sorgen.»
Estland
gehört neben Litauen, Lettland und Polen zu den vier direkten
Nato-
Ukraine-
deshalb ihre Präsenz in der Region deutlich erhöht. Im
Rotationsprinzip sind
seit April 2014 jeweils 150 US-
in Estland, Lettland und Litauen sowie in
Polen stationiert, ebenso
werden mehr Militärübungen in den östlichen Nato-
Daran nehmen auch deutsche Soldaten teil.
Mit maßgeblicher Beteiligung
Deutschlands wird zudem eine neue
schnelle Eingreiftruppe der Nato aufgebaut, die zwei
bis fünf Tage
zur Mobilisierung benötigt. Zweifel an der Reaktionsfähigkeit der
Nato bei
möglichen Angriffen auf das Bündnisgebiet wies von der Leyen
zurück. «Ich kann nur
empfehlen, die Reaktionsfähigkeit der Nato
nicht zu unterschätzen», sagte sie. Zuvor
hatte der estnische
Präsident Toomas Hendrik Ilves gesagt, dass Russland das benachbarte
Estland
innerhalb von vier Stunden einnehmen könne.
Die Nato hat im Zuge der Krise auch die
Luftraumüberwachung über dem
Baltikum deutlich verstärkt. Die Bundeswehr hatte zuletzt
von September
bis Dezember 2014 das «Nato Air Policing Baltikum»
übernommen. «Wir sind sehr dankbar,
dass deutsche Flugzeuge
estnischen Luftraum schützen», sagte Rõivas.
Estland war die
erste Station von der Leyens auf einer zweitägigen
Reise durch alle drei baltischen
Länder.