POLITYKA   Komentator. Europa-Niemcy-Polska  
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EU-Staaten bringen Verteidigungsunion auf den Weg


/14.11.2017/ Deutschland und 22 weitere EU-Staaten haben den Grundstein für eine
europäische Verteidigungsunion gelegt.

Brüssel (dpa) - Der Aufbau einer europäischen Verteidigungsunion
kommt in großen Schritten voran. Bei einer Zeremonie in Brüssel
unterschrieben die Außen- und Verteidigungsminister am Montag das
Gründungsdokument für eine ständige militärische Zusammenarbeit
(Pesco). Die Verteidigungsunion soll die EU unabhängiger von den USA
machen und zu gemeinsamen Rüstungsprojekten führen.

«Es war für uns wichtig - gerade nach der Wahl des amerikanischen
Präsidenten (Donald Trump) - uns eigenständig aufzustellen», sagte
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). «Wenn es
eine Krise gibt in unserer Nachbarschaft, müssen wir handlungsfähig
sein.»

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel bezeichnete die geplante
Zusammenarbeit als einen «Meilenstein der europäischen Entwicklung».
Dies sei ein «großer Schritt in Richtung Selbstständigkeit und
Stärkung der Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU». Die
EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sprach sogar von «einem
historischen Moment für die europäische Verteidigung».

Mit dem am Montag unterschriebenen Dokument verpflichten sich die 23
EU-Staaten auch zur Einhaltung von 20 konkreten Teilnahmebedingungen.
Dazu gehören eine regelmäßige Erhöhung der Verteidigungsausgaben, die
Beteiligung an gemeinsamen Rüstungsprojekten und die Bereitstellung
von Soldaten für die Krisenreaktionskräfte der EU. Letztere wurden
2007 als EU-Battlegroups aufgestellt, kamen bislang aber noch nie zum
Einsatz.

Gabriel und von der Leyen sahen kein Problem darin, dass sie für
Deutschland unterzeichneten, obwohl in Berlin Sondierungen für eine
neue Bundesregierung laufen und das alte Kabinett nur noch
geschäftsführend im Amt ist. «Es sind damit keine konkreten
Haushaltsverpflichtungen verbunden. Es ist außerdem weit über
die Grenzen der Regierung unbestritten, dass wir in Europa besser
zusammenarbeiten müssen», sagte Gabriel.

Für die Nato soll das Projekt keine Konkurrenz darstellen. «Die
Sicherheits- und Verteidigungsunion ist komplementär zur Nato. Die
Nato wird immer Landes- und Bündnisverteidigung bleiben, das ist ganz
wichtig. Aber es gibt eine Vielzahl von Themen, wo ich nicht die
Nato sehe, aber Europa gefragt ist», sagte von der Leyen mit Blick
auf Krisen in Afrika.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte, eine starke europäische
Verteidigung sei «gut für Europa, aber auch gut für die Nato». Er
warnte aber vor dem Aufbau von Parallelstrukturen und
Konkurrenzdenken.

Zu den Ländern, die sicher nicht bei der ständigen strukturierten
Zusammenarbeit dabei sein werden, zählen Dänemark und Großbritannien.
Dänemark beteiligt sich traditionell nicht an der gemeinsamen
europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik und Großbritannien
will 2019 aus der EU ausgetreten sein. Irland, Malta und Portugal
hatten sich bis Montag noch nicht entschieden.

Die ständige strukturierte Zusammenarbeit, die in der EU-Sprache
Pesco genannt wird, soll offiziell im Dezember starten. Erste
konkrete Projekte könnten der Aufbau eines europäischen
Sanitätskommandos oder die Einrichtung von gemeinsamen
Logistikdrehscheiben für den Transport von Truppen und Ausrüstung
sein.


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