Deutschland geht deutlich schärfer gegen Gefährder vor
/ 12.01.2017/ Der wehrhafte Rechtsstaat als Antwort auf den Terror: Mit einem
umfangreichen
Maßnahmenkatalog wollen die deutschen Minister de
Maizière und Maas klare Kante gegen
islamistische Gefährder zeigen.
Innerhalb weniger Wochen sei das Paket umsetzbar,
sagen beide
unisono.
Berlin (dpa) -
Deutschland kurzfristig
und massiv anwachsen. Gut drei Wochen nach
dem Berliner Anschlag mit zwölf Toten haben
Innenminister Thomas de
Maizière (CDU) und Justizminister Heiko Maas (SPD) ein verschärftes
Vorgehen
gegen potenzielle Terroristen vereinbart.
Das gemeinsame Maßnahmenpaket mit erweiterter
Gefährderhaft und
Fußfessel-
innerhalb
von Wochen auf den Weg bringen, betonten die Minister am
Dienstag in Berlin. «Der
wehrhafte Rechtsstaat ist die beste Antwort
auf die Taten und den Hass der Terroristen»,
sagte Maas.
Gefährder sind Menschen, denen die Sicherheitsbehörden einen Anschlag
zutrauen.
Die deutschen Sicherheitsbehörden stufen derzeit 548
Personen als Gefährder ein. Die
Hälfte davon hält sich nicht in
Deutschland auf. 62 islamistische Gefährder sind ausreisepflichtig.
De
Maizière und Maas betonten, dass für die Gefährderhaft ein eigener
Haftgrund -
oder Terrorgefahr -
Passersatzpapieren der Herkunftsländer soll diese Haft länger
als
drei Monate verhängt werden können -
entfällt also.
Außerdem soll es künftig erleichterte Voraussetzungen für
elektronische Fußfesseln
von verurteilten Straftätern und Gefährdern
geben. Im BKA-
für die Überwachung von Gefährdern eingeführt werden.
Hier gebe
es aber noch dringenden Nachholbedarf in den Ländern für
eine eigene Regelung, «sonst
liefe sie nämlich ins Leere», sagte de
Maizière. Maas fügte hinzu: «Die Fußfessel
ist kein Heilmittel, aber
sie wird unseren Sicherheitsbehörden die Arbeit erleichtern.»
Ferner
sei die Einführung einer Residenzpflicht geplant, also eine
verschärfte Wohnsitzauflage
für «diejenigen Asylbewerber, die über
ihre Identität täuschen», sagte der Innenminister.
So werde deren
Bewegungsradius begrenzt, betonte Maas.
Bei stockenden Verhandlungen
mit Herkunftsländern über die Rücknahme
abgelehnter Asylbewerber seien «alle Politikfelder»
einzubeziehen,
auch die Entwicklungshilfe. Maas sprach auch von mehr Druck auf diese
Staaten.
Schließlich müsse die Prävention im Bereich Islamismus und
Extremismus erheblich ausgebaut
werden.
Der Attentäter Anis Amri hatte am 19. Dezember auf dem Berliner
Breitscheidplatz
zwölf Menschen getötet und viele schwer verletzt. Er
war als Gefährder eingestuft
und ausreisepflichtig. Amri konnte aber
nicht abgeschoben werden, weil sein Heimatland
Tunesien ihm keine
Papiere ausgestellt hatte.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
hatte zuletzt am Montag
angekündigt, dass die Regierung schnell Konsequenzen aus dem
Lastwagen-
Flagge» zeigen werde. Zuvor hatten
Union und SPD darüber gestritten,
welche Lehren gezogen werden sollen.
De Maizière
sagte, mit diesen Maßnahmen lasse sich die Sicherheit der
Bürger «ohne unverhältnismäßige
Einschränkung von Freiheitsrechten»
erhöhen. Maas räumte ein, die Bundesregierung
könne «in einer
freiheitlichen Demokratie keinen totalen Schutz» versprechen, aber
alles
in die Wege leiten, «dass sich ein Fall Amri in Deutschland
nicht wiederholt».