SPOŁECZEŃSTWO KOMENTATOR EUROPA-NIEMCY-POLSKA

«Danke und tschö’»: Fan-Liebling Podolski zieht das DFB-Trikot aus


Von Klaus Bergmann und Arne Richter, dpa


/ 16.08.2016 / Der ewige Poldi ist Geschichte - zumindest im Nationaltrikot. Nach
Kapitän Schweinsteiger tritt auch Podolski zurück. Der «Weltmeister
im Teambuilding» geht nach 129 Spielen und 48 Toren. Einen Rekord
nimmt Löws langjähriger Wegbegleiter mit in den DFB-Ruhestand.

München (dpa) - Erst Schweini, jetzt Poldi - die deutsche
Nationalmannschaft startet mit einer personellen Zäsur in ihr
nächstes Titelunternehmen bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018.
Kurz nach dem Rückzug von Kapitän Bastian Schweinsteiger hat auch der
ewige Lukas Podolski einen bewegenden Schlussstrich unter seine große
DFB-Karriere gezogen. «Danke Fans! 129 Spiele, 12 Jahre. Es war
gigantisch, es war großartig. Und es war mir eine Ehre!», äußerte der
31-Jährige in dem mit einem Herzen geschmückten Abschiedsgruß.

Auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erläuterte
der Profi von Galatasaray Istanbul ausführlich die Beweggründe für
seine nicht unerwartete Entscheidung, die ihm «sehr schwer gefallen»
sei: «Ich habe dem Bundestrainer gesagt, dass ich ab sofort nicht
mehr für die Nationalmannschaft spielen werde. Ich trete kürzer und
widme mich mehr anderen Dingen. Am meisten natürlich meiner Familie.»

Weltmeister 2014. Sieben Turniere. 129 Länderspiele. 48 Tore. Von den
gemeinsamen Anfängen mit Kumpel Schweinsteiger am 6. Juni 2004 beim
0:2 gegen Ungarn in Kaiserslautern bis zum Aus im EM-Halbfinale 2016
in Marseille gegen Gastgeber Frankreich hat Podolski das DFB-Team
sportlich und menschlich mitgeprägt und gelebt. «Die
Nationalmannschaft war für mich immer Herzensache», sagte Podolski.

reklama






«Lukas war genauso wie Basti (Schweinsteiger) immer eine feste Größe
für mich», äußerte Bundestrainer Joachim Löw, der zwölf Jahre lang
mit Podolski beim DFB zusammenarbeitete. «Mich verbindet als Trainer
ein langer Weg mit ihm», betonte Löw zum Abschied. 97 Mal - so oft
wie kein anderer Akteur - kam Podolski in Löws Amtszeit zum Einsatz.

Löw bezeichnete Podolski als ein «Vorbild an Professionalität und
Einstellung». Der Neubeginn des Weltmeisters wird in zwei Wochen in
Mönchengladbach gegen Finnland und danach in der WM-Qualifikation in
Oslo gegen Norwegen ohne das Duo Schweinsteiger/Podolski starten.

Der Kölsche Jung Podolski, der sich am Ende seiner DFB-Laufbahn auch
Spott ausgesetzt sah, als er in einigen Medien zum «Maskottchen»
herabgewürdigt wurde, ist mit sich und seiner Karriere im Reinen.
«Vom zweijährigen polnischen Jungen, der quasi nur mit einem Ball
unter dem Arm nach Deutschland kam, zum Weltmeister - das ist mehr,
als ich mir erträumen konnte», resümierte er stolz.

Nur Lothar Matthäus (150 Länderspiele) und sein langjähriger
Mitspieler Miroslav Klose (137) haben häufiger für Deutschland
gespielt. Nur drei Akteure erzielten mehr Länderspieltore als der in
Polen geborene Angreifer. Einen Rekord nimmt Podolski mit in den
Ruhestand: Am 29. Mai 2013 traf er in Florida beim 4:2 gegen Ecudaor
nach neun Sekunden. Es war und ist der schnellste Treffer der
deutschen Länderspielgeschichte.

Seinen letzten Einsatz im DFB-Trikot erlebte Podolski beim 3:0 im
EM-Achtelfinale gegen die Slowakei. In der 72. Minute kam er für
Julian Draxler. Nach Spielende feierten die Fans in Lille ein letztes
Mal ihren Liebling. Den Anhängern galt auch sein «größter Dank».
Künftig will er selbst als Edelfan die Daumen drücken: «Ich wünsche
der Nationalmannschaft eine erfolgreiche Zukunft - der Pott soll auch
2018 nach Deutschland gehen», sagte er mit Blick auf die WM in zwei
Jahren in Russland.

Nur drei Nationaltrainer erlebte Podolski beim DFB: Rudi Völler,
Jürgen Klinsmann und Joachim Löw. DFB-Präsident Reinhard Grindel
nannte Podolski einen «Nationalspieler zum Anfassen» und würdigte
seine Rolle als Integrationsfigur: «Ein Weltmeister im Teambuilding.»

Kaum zu glauben, dass dieses Vorbild in jungen Jahren den damaligen
Kapitän Michael Ballack nach einem Disput auf dem Platz bei einem
Länderspiel in Wales ohrfeigte. «Ich hätte niemals einem Mitspieler
ins Gesicht langen dürfen», sagte der 23-jährige damals reumütig.
5000 Euro Strafe verhängte der DFB gegen den Hitzkopf.

Teammanager Oliver Bierhoff erklärte, Podolski habe seinen Eintrag in
den Geschichtsbüchern mehr als verdient. «Mit Poldi verliert die
Nationalmannschaft einen leidenschaftlichen Fußballer und riesigen
Sympathieträger, der uns und den Fans im Nationaltrikot fehlen wird»,
kommentierte Bierhoff und schloss: «Danke und tschö’, Poldi!»


reklama
reklama
reklama
A5 Image Banner 160 x 600
EU3_175x175.gif
Germany Image Banner 750 x 200
DE Computer und Networking
DE Kleidung und Accessoires