DIW-
/ 13.06.2016 / Ein Brexit wäre für die Briten ein Schnitt ins eigene Fleisch und
würde
auch Europa und Deutschland schaden, warnt DIW-
Noch größere Sorgen
machen ihm mögliche Nachahmer.
Berlin (dpa) -
Deutschen Institut
für Wirtschaftsforschung zufolge große Risiken für
das Land und den Euro. «Großbritannien
könnte der erste Dominostein
sein», sagte Institutschef Marcel Fratzscher der Deutschen
Presse-
Frankreich würden aus seiner Sicht
eine noch gefährlichere
Unsicherheit bringen als ein Brexit.
Schon bei einem Austritt
Großbritanniens drohten steigende
Kreditzinsen, die Investitionen bremsten. «Dazu
kämen Turbulenzen auf
den Finanzmärkten, die extrem volatil werden würden.» Das Pfund
werde
wie wahrscheinlich auch der Euro an Wert verlieren, Unsicherheit
entstehen.
«Dann
hat man wieder einen Mechanismus, der letztlich Europa und auch
Deutschland wieder
in die Rezession führen kann, so wie in der
globalen Finanzkrise 2008 und 2009», sagte
Fratzscher. «Wir würden
also auch in Deutschland dafür einen sehr hohen Preis zahlen.»
Großbritannien
dürfe nicht mit wirtschaftlichen Vorteilen durch den
Austritt rechnen, betonte der
Wirtschaftsforscher. «Es würde weniger
Kapital nach Großbritannien fließen, Unternehmen
würden sich eher
woanders hin orientieren. Investitionen, Innovationen, Produktivität
würden
zurückgehen und damit langfristig auch Jobs. Wachstum und
Wohlstand wären kleiner.»
Fratzscher
verwies auf Studien, nach denen die britische Wirtschaft
in den nächsten 15 Jahren
um drei bis vier Prozent schrumpfen werde.
«Das ist viel, je Einwohner wären das 700
bis 800 Euro
Wohlstandsverlust.»
«Meine größte Sorge gilt letztlich der Nachhaltigkeit
des Euro»,
verwies Fratzscher auf mögliche Dominoeffekte. «Andere Länder könnten
fragen:
Wollen wir eigentlich auch noch in der EU bleiben? Schaut mal
her, die Briten gehen
raus. Sie kriegen sogar einen ganz guten Deal.
Das wollen wir auch machen.»
Ein Referendum
in Italien oder in Frankreich wäre auch ein Referendum
über den Euro, betonte Fratzscher.
Weitere Unsicherheit wäre die
Folge. «Die wirtschaftlichen Kosten eines Euroaustritts
eines Landes
wären für ganz Europa enorm.»
Der DIW-
der Bankenunion, eine Fiskalunion mit einem europäischen
Finanzminister
und eine stärkere politische Legitimierung der
Gemeinschaft, etwa durch eine Direktwahl
der Kommission und eine
Stärkung des europäischen Parlaments.