POLITYKA   Komentator. Europa-Niemcy-Polska  
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Merkel über britische Forderungen nach EU-Reform: «Wege finden»


Von Christian Böhmer und Andrej Sokolow, dpa

/ 18.12.2015 / Der große Gipfel-Krach mit David Cameron bleibt aus. Doch für einen
Kompromiss zu seinen Reformanliegen ist noch viel Arbeit zu tun. In
der Flüchtlingskrise will die Union ihre Außengrenzen besser
schützen.

Brüssel (dpa) - Die EU-Partner sind zuversichtlich, sich bis Mitte
Februar mit dem britischen Premier David Cameron über dessen
Reformforderungen zu einigen. «Bei gutem Willen kann man auch hier
Wege finden, die den verschiedenen Anliegen gerecht werden», sagte
Bundeskanzlerin Angela Merkel am frühen Freitagmorgen nach Abschluss
des ersten Tages des EU-Gipfels in Brüssel. «Ich bin viel
optimistischer als vor unserem Treffen», so EU-Ratspräsident Donald
Tusk nach einer mehrstündigen Debatte. Zweites großes Thema war die
Flüchtlingskrise - die Union vereinbarte, ihre Außengrenzen besser zu
schützen.  

Besonders umstritten ist Camerons Ansinnen, dass zugewanderte
EU-Bürger vier Jahre in Großbritannien gearbeitet haben müssen, um
bestimmte Sozialleistungen zu erhalten. Der britische Premier zeigte
sich ebenfalls zuversichtlich. «Es gibt einen Weg zu einer Einigung
im Februar», sagte er. «Es wird viel harte Arbeit brauchen, aber ich
habe heute Nacht viel guten Willen gespürt.»

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Die EU lässt sich auf Reformverhandlungen ein, um einen Verbleib
Großbritanniens in der EU zu ermöglichen. Cameron will seine
Landsleute bis Ende 2017 in einem Referendum befragen. Spekuliert
wird über einen Termin Mitte 2016.

Eine Änderung der europäischen Verträge schloss Kanzlerin Merkel
nicht aus, mahnte aber ein verantwortungsvolles Handeln an. Der
französische Staatspräsident François Hollande lehnte
Vertragsänderungen ab.

Der aus Polen stammende Tusk zeigte sich unnachgiebig bei
EU-Grundsätzen wie der Nicht-Diskrimierung: «Wir sind absolut
überzeugt, dass wir hart bleiben müssen, wenn es darum geht, rote
Linien und fundamentale Werte zu verteidigen.»

Polen, Tschechien, Ungarn und die Slowakei lehnen Einschränkungen bei
der Freizügigkeit innerhalb der EU grundsätzlich ab. Hunderttausende
Polen leben und arbeiten in Großbritannien.

Die Staats- und Regierungschefs vereinbarten, über alle Forderungen
Camerons zu verhandeln, um beim nächsten Gipfel im Februar zu einer
Vereinbarung zu kommen.

In der Flüchtlingskrise geben die EU-Staats- und Regierungschefs ein
deutliches Signal zum verstärkten Schutz der gemeinsamen
Außengrenzen. Die Mitgliedsländer wollen sich bis Ende Juni 2016 auf
den Ausbau der EU-Grenzschutzbehörde Frontex verständigen.

Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, dass EU-Grenzschützer notfalls
auch gegen den Willen eines Landes eingesetzt werden können, um die
Außengrenzen zu schützen. Vor dem Gipfel hatten Länder wie Polen und
Ungarn Widerstand signalisiert. Es wird noch mit harten Debatten
gerechnet.

Merkel hielt in der Runde an ihrer Forderung fest, verbindliche und
dauerhafte Verfahren zur Verteilung von Flüchtlingen vor allem aus
Syrien zu schaffen. Sie warnte vor überzogenen Erwartungen. «Wir
haben das Problem seit vier Monaten oder fünf Monaten. Für manche
Sachen haben wir in Europa zehn Jahre gebraucht, so wichtig waren
sie. Jetzt müssen wir das ein bisschen schneller lernen.»

Die EU-Chefs wollen auch dafür sorgen, dass die Registrierungszentren
für Flüchtlinge in Griechenland und Italien besser arbeiten. Sie
fordern auch die ständigen EU-Botschafter auf, sich endlich auf
Einzelheiten der Finanzierung von drei Milliarden Euro zu einigen,
die an die Türkei zur Unterstützung syrischer Flüchtlinge fließen
sollen.  

Die Türkei will den Zustrom von Flüchtlingen aus Syrien mit einer
Visumspflicht bremsen. Diese soll vom 8. Januar an gelten, wie
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu in Brüssel ankündigte. Zugleich
werde die Tür für Menschen offenbleiben, die klar als Flüchtlinge
erkennbar seien, sagte ein ranghoher türkischer Regierungsvertreter
der Deutschen Presse-Agentur in Istanbul. Mit dem Vorstoß reagiere
die Türkei darauf, dass über Ägypten und den Libanon immer mehr Leute
mit gefälschten syrischen Pässen ins Land kämen.


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