POLITYKA   Komentator. Europa-Niemcy-Polska  
reklama
reklama
reklama

Kontingente statt Obergrenzen - Kritik am Zentralrat der Juden


/ 25.11.2015 / Gegen alle Erfahrung setzt die Bundesregierung in der
Flüchtlingspolitik auf die EU. Europäische Kontingente sollen es
richten. Einen Zeitplan oder Zahlen dazu gibt es aber nicht.

Berlin (dpa) - Die große Koalition in Berlin setzt zur Begrenzung des
Flüchtlingszuzugs immer stärker auf eine europäische
Kontingentlösung. Die vor allem von der CSU geforderten Obergrenzen
rücken dagegen in den Hintergrund. Es gebe nicht die Absicht, das
Grundrecht auf Asyl einzuschränken, sagte der stellvertretende
Regierungssprecher Georg Streiter am Montag.

Zum Unterschied zwischen einer Obergrenze und einem Kontingent sagte
Streiter, die Obergrenze sei einseitig, das Kontingent eine
gesamteuropäische Regelung. «Wir möchten gerne die Zuwanderung
europäisch regeln und nicht deutsch.» Ein Element davon sei die
geplante EU-Vereinbarung mit der Türkei.

Feste Kontingente beim Zuzug von Flüchtlingen hält auch die
Hilfsorganisation Pro Asyl für sinnvoll  - aber nur als Ergänzung zum
individuellen Asylrecht. Geschäftsführer Günter Burkhardt  sagte:
«Wenn Europa syrische Flüchtlinge im Rahmen eines Kontingents
aufnimmt, dann müssen die Betroffenen keine illegalen Wege gehen.»
Aufnahmeaktionen im Rahmen eines Kontingents ersetzten aber nicht das
individuelle Asylrecht. «Ein derartiges Kontingent kann deshalb nicht
die einzige Strategie der europäischen Flüchtlingspolitik sein.»

reklama





Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte NDR Info, solche
Kontingente seien nicht mit einer Obergrenze gleichzusetzen. «Das ist
ein Missverständnis. Denn das Grundrecht auf Asyl kennt kein Limit.»
Notwendig sei europäische Solidarität. Davon sei die EU im Moment
noch weit entfernt.

Die Bundesregierung wollte sich auf eine zahlenmäßige Größenordnung,
wie viele Menschen ein solches Kontingent in Deutschland und Europa
umfassen könnte, nicht festlegen. Auch einen Fahrplan für eine
europäische Lösung gebe es noch nicht. Mehrere EU-Länder haben sich
bisher einem Verteilungsschlüssel strikt verweigert.

Äußerungen des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland,
Josef Schuster, der die CDU-Forderung nach Obergrenzen für den Zuzug
von Flüchtlingen aufgegriffen hatte, stießen auf Kritik. Pro Asyl
nannte die Äußerungen Schusters «befremdlich». SPD-Fraktionsvize Eva
Högl sagte dem Berliner «Tagesspiegel» (Dienstag): «Die Forderung
nach Obergrenzen, weil Menschen aus dem arabischen Kulturkreis hier
Schutz suchen, lehne ich ab. Im übrigen unterscheiden weder
Grundgesetz noch Genfer Flüchtlingskonvention danach, aus welchem
Kulturkreis jemand kommt»

Schuster hatte in der «Welt» gesagt: «Über kurz oder lang werden wir
um Obergrenzen nicht herumkommen.» Viele Flüchtlinge kämen aus
«Kulturen, in denen der Hass auf Juden und die Intoleranz ein fester
Bestandteil sind». Aber es gehe nicht nur um Juden, sondern auch um
die Gleichberechtigung von Mann und Frau oder den Umgang mit
Homosexuellen.

Dazu sagte Schuster am Montag, der Zentralrat sei weiterhin der
Überzeugung, dass Deutschland Flüchtlinge aufnehmen müsse. «Wer
asylberechtigt ist, muss auch Asyl erhalten.» Zum Grundrecht auf Asyl
gehöre aber auch eine menschenwürdige Versorgung und erfolgreiche
Integration. «Daher werden wir um eine Begrenzung oder
Kontingentierung der Zuwanderung auf die Dauer nicht herumkommen.»


Default - 160x600
27102014_baner 200x200_ubezpieczenia_241014 Image Banner 200 x 200
DE Schuhe und Accessoires
DE Home Improvement