POLITYKA   Komentator. Europa-Niemcy-Polska  
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25 Jahre Deutsche Einheit - Freude und neue Herausforderungen


/ 05.10.2015 / Zu dem Feiertag gehört auch die Erinnerung. Am 3. Oktober 1990 kamen Ost und West zusammen. Jetzt sagt der Bundespräsident, Deutschland
hat die Herausforderung der Wiedervereinigung gemeistert. Doch es
gibt weitere Aufgaben.

Frankfurt/Main/Berlin (dpa) - Die Integration von Flüchtlingen ist
nach Ansicht von Bundespräsident Joachim Gauck für Deutschland eine
größere Aufgabe als die Wiedervereinigung. «Wie 1990 erwartet uns
eine Herausforderung, die Generationen beschäftigen wird. Doch anders
als damals soll nun zusammenwachsen, was bisher nicht zusammen
gehörte», sagte das Staatsoberhaupt am Samstag beim Festakt zum 25.
Jahrestag der deutschen Einheit in Frankfurt am Main. Auch damals
habe es kein historisches Vorbild gegeben, trotzdem hätten Millionen
Menschen die Aufgabe angenommen und bewältigt.

Der zentrale Festakt in der Frankfurter Alten Oper, an der auch
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnahm, war der Höhepunkt der
Einheitsfeiern in Deutschland. In Frankfurt und Berlin feierten
Hunderttausende Menschen den Jahrestag. In der Hauptstadt musste die
Festmeile am Brandenburger Tor wegen Überfüllung teilweise
geschlossen werden.  

Bei einer Jubiläumsfeier am Reichstag mahnte Bundestagspräsident
Norbert Lammert (CDU), die deutsche Einheit und das Zusammenwachsen
Europas nicht als Selbstverständlichkeit zu sehen. «Glücklichere
Zeiten gab es in Deutschland nie», sagte er. «Aber wir alle sollten
heute nicht für selbstverständlich halten, was wir jahrzehntelang für
ausgeschlossen gehalten haben.» Das Glück der Einheit sollte
Ermutigung sein, neue Herausforderungen anzugehen.

Gauck würdigte die Leistungen der Bürgerrechtsbewegung in der DDR auf
dem Weg zur Wiedervereinigung. Mit ihrem Aufbegehren von 1989 hätten
die Ostdeutschen den Westdeutschen ein großes Geschenk gemacht, sagte
er beim zentralen Festakt in Frankfurt. «Die friedliche Revolution
zeigt: Wir Deutschen können Freiheit.» Umgekehrt hätten die
Westdeutschen auch den Ostdeutschen ein Geschenk gemacht: das
Grundgesetz, eine funktionierende Demokratie, eine unabhängige Justiz
und das Sozialsystem. Etliche DDR-Bürgerrechtler saßen bei der Feier
in der ersten Reihe.

Die neuen Aufgaben seien auch mit strittigen Debatten verbunden,
sagte Gauck. «Lassen Sie aus Kontroversen keine Feindschaften
entstehen.» Europa stehe «mitten in einer Zerreißprobe». Noch habe
der Druck die Staaten nicht zusammengeführt. «Allerdings zeigen die
jüngsten Entscheidungen der Europäischen Union, dass die Einsicht
wächst: Es kann keine Lösung in der Flüchtlingsfrage geben - es sei
denn, sie ist europäisch.»

Gauck äußerte Verständnis für Ängste in der Bevölkerung. Es spüre
wohl fast jeder, wie sich in die große Hilfsbereitschaft der Menschen
auch Sorge schleiche. «Dies ist unser Dilemma: Wir wollen helfen.
Unser Herz ist weit. Aber unsere Möglichkeiten sind endlich.»

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rief zur internationalen
Zusammenarbeit auf. Es müsse eine faire Aufgabenteilung geben, sagte
sie vor dem offiziellen Festakt. Noch nie habe es so viele
Flüchtlinge gegeben. «Das müssen wir gemeinsam schaffen, Deutschland,
Europa und die Welt.»

Gastgeber war Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Der
Festakt zum Tag der Deutschen Einheit ist immer in dem Bundesland,
das aktuell den Vorsitz im Bundesrat hat. Auch der frühere
Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und der letzte
DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière waren gekommen.

An Helmut Kohl, der aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein
konnte, sandte Bouffier Dank für dessen historische Leistung als
«Kanzler der Einheit». Auch eine Gruppe von Flüchtlingen nahm auf
Einladung der hessischen Landesregierung am Festakt teil.

Am Nachmittag stürmten rund 50 Demonstranten das Bundesratszelt in
Frankfurt und verzögerten die symbolische Übergabe der
Bundesratspräsidentschaft. Die Demonstranten warfen mit Karteikarten
und Papierschnipseln um sich und verlangten ein Bleiberecht für
Flüchtlinge. Die Polizei drängte die Protestierer nach kurzer Zeit
nach draußen. Die Präsidentschaft des Bundesrates wurde mit
Verzögerung von Hessen an Sachsen übergeben.

Auch in anderen Orten Deutschlands gab es Veranstaltungen zum
Jahrestag. So kamen rund 8000 Menschen zur Gedenkstätte Deutsche
Teilung in Marienborn (Sachsen-Anhalt). Viele Feierlichkeiten standen
unter dem Eindruck der aktuellen Flüchtlingskrise. So sagte Sachsens
Vize-Regierungschef Martin Dulig (SPD) bei einer Feierstunde: «Wir
stehen vor schweren Entscheidungen, gerade was unsere Grenzen, auch
die äußeren Grenzen, betrifft.»


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